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Charles Cabrier sen. I.

Charles Cabrier senior I. war vermutlich ein Hugenotte, der emigrierte. Er ist von Brian Loomes im „CLOCKMAKERS OF BRITAIN 1286-1700“ als Einwanderer in das Verzeichnis der Clockmakers' Company im Jahr 1697 eingetragen. Es wird vermutet, dass er in der Lombardstreet gearbeitet hat und einen Sohn mit dem gleichen Vornamen als Lehrjungen ab 1717 bei sich ausbildete. Charles junior II. wurde von der Clockmakers Company im Jahre 1726 freigesprochen und arbeitete wohl mit seinem Vater bis zu dessen Tod (ca. 1736) gemeinsam. Er diente als Warden of the Clockmakers' Company im Jahre 1750 und wurde zum Meister 1759 ernannt. Urkunden belegen, dass er im Bezirk Royal Exchange arbeitete und später einen Sohn namens Charles III. bekam, der im Jahre 1756 freigesprochen wurde und bis zu seinem Tod 1777 als Uhrmacher arbeitete.
Die Uhrmacher der Cabrier-Dynastie fertigten für verschiedene Export-Märkte Uhren. So waren sie in Frankreich, Russland und Österreich-Ungarn erfolgreich. Die wohl beste und eindruckvollste Kaminuhr mit Musikautomaten schufen sie für das Königshaus in Nepal etwa 1770.
Es sind weitere Uhren mit Edelsteinbesatz der Familie Cabrier im Besitz von Museen in aller Welt.
Auf Auktionen sind es herausragende Objekte mit zum Teil unglaublichen Preisen.

Das Erscheinungsbild der Uhr ist eindrucksvoll - das äußere Gehäuse allein ist bereits ein überwältigender Anblick, mit den in Gold gefassten Email-Täfelchen sowie den gefassten Turmalinen und den dazwischen liegenden Aussparungen von durchbrochen gearbeitetem Goldwerk, welches mit Blätterranken graviert ist. Das goldene Innengehäuse ist durchbrochen und im Mittelteil mit Maske, Hund, Schlange und exotischen Vögeln im Laubwerk graviert.
Die Tatsache, dass das Werk keine für die Zeit typische Viertelstundenrepetition, sondern eine Achtel-Stundenrepetition hat, lässt vermuten, dass die Uhr für einen  Bestimmungsort in betuchten oder adeligen Kreisen gedacht war. Sehr frühe Repetitionsmechanismen hatten das Problem, dass der Stundenschlag davon abhing, wie weit der Pendant gedrückt wurde. Wenn er nicht vollständig gedrückt wurde, schlug die Uhr weniger als die korrekte Stundenzahl an. Um dies zu vermeiden, wurde die sogenannte "Alles-oder-Nichts"-Sicherung entwickelt, bei der die korrekte Stundenzahl nur angeschlagen wurde, wenn der Pendant vollständig gedrückt war.
Um den Achtel-Stundenschlag vom Stundenschlag zu unterscheiden ist der zweite Hammer minimal kürzer und klingt deshalb etwas schwächer.

 

Anne Stuart (1665-1714)
Anne war von 1702 bis 1714 Königin von Irland und von 1702–1707 Königin sowohl Englands als auch Schottlands.  Ab dem 1. Mai 1707, nach der Vereinigung der Königreiche, die erste Königin Großbritanniens.  Anne war die letzte britische Königin des Hauses Stuart. Ihr Wappen ist auf dem silbernen Staubschutzdeckel graviert.

Die aufwändige Verarbeitung der Uhr mit Edelsteinen und Email lassen darauf schließen, dass sie als Geschenk für einen adeligen Hof gedacht war. Eine solche Uhr war für diesen Zweck perfekt.  Am russischen und österreich-ungarischen Hof waren steinbesetzte Uhren unter den Mitgliedern der königlichen Familien und den Reichen des Landes große Mode. Das Kreml-Museum besitzt einige solcher Uhren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und jetzt nochmals in Kurzform die Beschreibung der Uhr:
Schmuckuhr für Russland mit 1/8-Repetition
Cabrier, London ca. 1710
Gehäuse:

durchbrochenes 22karätiges Gelbgold-Gehäuse, graviert mit Maskaron, Blumen und Bandornamenten sowie im Zentrum der glatten Unterseite mit einer Rosette. Eine Reihe von Tiermotiven sind am Gehäuserand graviert wie Jagdhund, Schlange, Paradiesvogel und Geier, desweiteren rauchender Indianer. Im Gehäuseboden ist die Glocke für das Schlagwerk verschraubt. Deckel und Schale des Übergehäuses zieren feine Durchbruchsarbeiten. Am Rand und im Zentrum befinden sich facettierte rosa Turmaline (Rubellit) jeweils gerahmt von Ornamenten aus grünem Email auf gravierter Grundfläche. Im Zentrum der Gehäuseschale ist ein Muster aus grünem und weissem Email geformt. Beide Gehäuse sind mit AB unter einer Krone gepunzt (Gehäusemacher). Der Pendant ist auf der Druckfläche geschmückt mit einem Turmalin in Carbochonschliff.
Zifferblatt:
Goldenes Champlevé-Zifferblatt mit römischen Stundenzahlen außen begrenzt von einer Minuterie. Mittig ist ein Gebäudekomplex mit einem Weg davor in Szene gesetzt. Goldene Zeiger für Stunde und Minute sind auf der zentralen Zeigerachse angebracht.
Werk:
feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing mit kegelförmigen Pfeilern, Spindelbrücke mit gesägten, floralen Motiven, Antrieb über Federhaus, Kette und Schnecke, Spindelhemmung, Schlagwerk mit Achtel-Repetition (71/2 Minuten) auszulösen durch Druck auf Pendant, Stummschaltung über Hebel bei der Acht möglich, Werk im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt. Silberner Staubschutzdeckel verziert mit dem Wappen der Queen Anne und der Bezeichnung London, möglicherweise ein Geschenk an ein Mitglied des russischen Königshauses.
Signatur: Cabrier London
Maße:
Höhe 69 mm (ohne Pendant 47 mm), Breite 46 mm, Dicke 29 mm

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