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Horizontal Dosenuhr mit Wecker - sehr frühe Uhr

Hallo,
schaut mal rein, denn das Video ist auf meinem Kanal verfügbar >>

https://www.youtube.com/watch?v=RFyhqxokZbA&t=180s

Ich werde nun die um 1540 gebaute sehr frühe, tragbare (Taschen)Uhr Stück für Stück beschreiben.
Den Beginn macht das Gehäuse mit dem Zifferblatt und dem Boden.
Folgen wird das Werk sowie der Wecker.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





Die Grundform der Dosenuhr ist zylindrisch in den folgenden Maßen:
die Dose ist 40 mm hoch und hat einen Durchmesser von 60 mm und wiegt insgesamt mit dem
Eisenwerk 249 Gramm. Das Gehäuse besteht aus Bronze und ist feuervergoldet. Die Vergoldung ist kaum beschädigt.
Das Gehäuse ist zweiteilig: die Oberseite der Dose ist als Zifferblatt ausgebildet -
die Unterseite der Dose wird mit einem Deckel mit Reibungsverschluss abgeschlossen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





Das Zifferblatt ist mit den nachfolgenden Gravuren versehen:
Auf dem äußeren Ring sind insgesamt 12 Tastknöpfe angebracht, wobei alle eine runde kugelförmige Gestalt aufweisen
nur der Knopf bei der Zwölf ist kegelförmig. So wird eine Orientierung beim Tasten geschaffen, um die Zeiterfassung
auch in der Dunkelheit zu ermöglichen. Dieser Aufbau ist bisher nur bei deutschen Uhren aus dieser Zeit bekannt.
Dann folgt nach innen hin die Stundenskala der Zeit von I bis XII in lateinischen (ugs. römischen) Zahlen.
Getrennt durch eine doppelte Ringgravur folgt die Skala der Stunden von 13 bis 24, dabei ist zu beachten,
dass die Schreibweise der Zwei immer als "Z" ausgeführt wird.
Eine weitere doppelte Ringgravur schließt die Stundenskalen ab.
Ausgehend von dem zentralen Loch für die Zeigerachse sind dann eine Kompassrose und abwechselnd dazwischen
Sonnenstrahlen graviert, deren Spitzen auf die Zahlen 13 bis 24 weisen.
Der Eisenzeiger besitzt eine herzförmige Spitze und ist auf der Zeigerachse verstiftet.
Um das Werk aus dem Gehäuse zu entnehmen, muß der Zeiger vorher entfernt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





Der Boden ist graviert mit Mauresken, das sind Bänder mit Ornamenten.
Die Zwischenräume sind mit floralen Ornamenten gefüllt.
Um die Gehäusewandung herum sind verschiedene Bänder graviert, die freien Flächen zeigen vegetabile Motive.
Einzelheiten sind auf den Bildern erkennbar.

Jetzt folgen einige Bemerkungen zum Werk. Die Werke der deutschen Uhren dieser Zeit sind vollständig aus Eisen gefertigt.
Manchmal wurden (ausnahmsweise) Federhaus oder Schnecke auch aus Messing hergestellt. In das Innere des Gehäuses wird das Werk eingeschoben und mit einem Haken, zeitweise auch zwei, in den kleinen Löchern in der Seitenwand fixiert. Der Aufzug erfolgt bei abgenommenem Boden. In Einzelfällen wurde nachträglich ein Aufzugsloch gebohrt, ersichtlich an den zerstörten Gravuren.
Im Übrigen hat keine der bekannten Uhren ein integriertes Schlag- oder Weckwerk. Wenige Uhren haben, wie meine hier vorgestellte Uhr, einen aufgesetzten separaten Wecker.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





Die Werks-Vollplatine ist auf der Zifferblattseite glatt und auf ihr sind drei Pfeiler fest damit verbunden.
Die gegenüber liegende Platine ist verstiftet und skelettiert ausgeführt. Die Pfeiler sind fast dreieckig im Schnitt.
Die Pfeiler dienen teilweise auch als Auflage von weiteren Räderbrücken/Halterungen. Eine sehr hohe Schnecke wird durch eine
Darmsaite mit dem Federhaus verbunden. Das Federhaus mit Vorspannung wird nach der offenen Platinenseite hin
durch ein grobes Gesperr gesichert. Eine für heutige Betrachter sehr große Unrast mit zwei Schenkeln sticht ins Auge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





Die Regulierung über Schweinsborsten auf einem kleinen ins Werk ragenden Hebel ist leider unvollständig (die Borsten fehlen).
Neben diesem Hebel findet sich eine kleine Nase, auf der die Punze des Uhrmachers und Büchsenmachers PETER PECH zu
finden ist. Dieser war in dem Register der Münchener Schmiede eingetragen um 1541.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




 

 

 

 



Zur Verdeutlichung die Marke noch etwas farblich bearbeitet: PP mit Pfeil.

Mini-Video zeigt das Werk bei der Arbeit (Video auf meinem Kanal):

https://www.youtube.com/watch?v=y3aHmQjDWe0

Bisher habe ich wenig zum Weckeraufsatz dieser Uhr geschrieben.
Zur Wirkungsweise hatte man also schon bei den ersten tragbaren Uhren die Möglichkeit eines Weckers. Theoretisch konnte jede Dosenuhr durch einen solchen Wecker ergänzt werden. Die Dosenuhr konnte man herumtragen und wenn man nach Hause kam, den Wecker draufstellen. Das Klingeln wird durch den Zeiger der Uhr an dem herunterhängenden 'Hebel' des Weckers ausgelöst und zum Einstellen der Weckzeit musste man nur die obere Dose mit dem Weckwerk in die richtige Position drehen. Allgemein steht fest, dass sich nur ganz wenige der Weckeraufsätze aus dieser frühen Zeit
(1520 bis 1550) erhalten haben. Anhand der noch vorhandenen Lederfutterale für diese Dosenuhren
kann man nachweisen, dass es Uhren mit und ohne Weckeraufsätze ursprünglich gab. Es ist allerdings
unklar, ob die jeweiligen Teile original zu diesen Uhren gehörten, denn manchmal sind die Gehäusegravuren unterschiedlich.

Auch diese Alarm-Funktion ist bei meiner Uhr noch intakt und funktioniert einwandfrei.

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