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Eine frühe Monstranz-Uhr

Beschreibung dieser „Monstranz-Uhr“ oder auch „Spiegel-Uhr“. Solche Uhren haben ihre Bezeichnung nach ihrer Form erhalten. Sie sind nachweisbar in der Zeit von 1550 bis 1620 hergestellt worden. Meist handelt es sich um Uhren (Halsuhren oder auch Kutschenuhren), die in vorhandene Gehäuse eingebaut wurden oder deren Gehäuse durch Goldschmiede dafür hergestellt wurden. Es gibt zahlreiche Hinweise und Bilder in Büchern und Katalogen. Dabei kann man feststellen, dass nur eine kleine Zahl von Uhren die Zeit überdauerten und diese dann immer wieder gezeigt und beschrieben werden. Die Herstellungs-Zentren dieser Uhrentypen befanden sich in Augsburg und in Wien. Lange Zeit war solch eine Uhr auch Teil der Meisterprüfung.
Der Fuß und der Sockel dieser Uhren scheinen immer wieder in ähnlicher Form gefertigt worden zu sein. Etwas variabel sind die Ausführungen der Füße. Es wurden wie bei dieser Uhr Engelsköpfe, zum Teil Löwentatzen oder auch gedrückte Zierelemente verwendet.
Die Uhren sind dann doch sehr unterschiedlich. Manche zeigen die ganze Bandbreite der astrologischen und astronomischen Anzeigen, andere haben Wecker und Selbstschlag, wieder andere sind mit Astrolabien ausgestattet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Uhr ist vergleichbar mit Exemplaren aus dem Britischen Museum. Losgelöst vom Fuß und Sockel könnte sie fast eine große Halsuhr oder eine mittelgroße Kutschenuhr repräsentieren. Die Maße des Gehäuses sind wie folgt: Durchmesser 97,5 mm - Dicke 49 mm. Die äußere Silbereinfassung ist mit durchbrochenem Rankenwerk verziert, oben ist eine silberne Dame mit wehendem Kleid angebracht, der bronzene, gegossene und zieselierte Rückdeckel zeigt eine Vase. Aus dieser bildet sich ein Baummuster mit Blättern und Blüten. Solche Muster waren die mit Abstand beliebtesten zu dieser Zeit. Viele erhaltene Uhren sind in der Form verziert. Der vordere Deckel verfügt über ein dickes Kristallglas und so kann die Zeit und die Weckzeit für den Alarm immer direkt abgelesen werden. Unterhalb des Deckelverschlusses ist die Jahreszahl „1586“ eingraviert. Vermutlich ist die Uhr in diesem Jahr hergestellt worden. Das vergoldete Zifferblatt ist so gestaltet, wie es üblich war: in römischen Zahlen von I bis XII und in arabischen Zahlen von 13 bis 24 die Stundenanzeige. Außen sind noch die Tastknöpfe für die Nachtstunden angebracht. Der Stahlzeiger weist mit dem langen Ende auf die Stunden und mit dem kurzen Ende auf die Alarmzeit hin. Diese ist einstellbar mit der zentralen Silberscheibe, die mittig eine verzierte Rosette und außen die Weckzeiten von I bis XII zeigt. Der Deckel und das Werk mit dem Zifferblatt sind mit einem siebenteiligen Scharnier bei der Zwölf mit dem Gehäuse verbunden. In der Gehäuseschale ist die Glocke verschraubt. Das Werk besitzt Messingplatinen, alle Zahnräder sind aus Eisen. Die Federn für das Gehwerk, das Stunden-Selbstschlagwerk und das Weckwerk sind nicht in Federhäusern untergebracht, sondern nur in schmalen Eisenpfeilern fixiert. Die Regulierung des Gangwerkes erfolgt zum Einen über das Stackfreed (anstelle der Schnecke) und zum Anderen über eine Schweinsborstenregulierung. Diese Regulierung besitzt einen Hebel, der wiederum mit einer Stellscheibe bewegt wird. Die ursprüngliche Unrast ist aus Eisen und besitzt zwei Schenkel, fixiert ist sie mit einem sehr frühen S-förmigen Kloben. Etwas verborgen liegt die Schlossscheibe für das Schlagwerk, welches die Stunden von 1-12 schlägt. Eine schmale, verzierte Hand weist auf die zuletzt geschlagene Stunde. Die kleine Signatur „D S“ kann nicht eindeutig zugeordnet werden. Allerdings gibt es weitere Uhren (z.B. in der John Gersham Parkington Memorial Collection in England) mit dieser Signatur und es wird vermutet, dass der Uhrmacher ein gewisser Daniel Scheyrer, Scheurer, Scherrer aus Steyr oder Wien war.
Diese Uhr läuft und schlägt und weckt nach Bedarf. Sie stammt aus einer bedeutenden Sammlung des inzwischen verstorbenen Sammlers H.M. Vehmeyer. Dieser Sammler hat eine umfangreiche Dokumentation seiner Familiensammlung in Buchform herausgegeben: Clocks - Their origin and development 1320 – 1880. In diesem 2-bändigen Werk ist diese Uhr auf mehreren Seiten beschrieben und abgebildet.

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