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Turm-, Tisch- und Sinkballuhren

185

Renaissance Türmchenuhr mit Stundenschlag

Anonym, Süddeutsch ca. 1630

 

Gehäuse:

Messing und Bronze vergoldetes, rechteckiges Gehäuse, Sockel auf vier gedrückten Kugelfüßen, die Bodenplatte fungiert gleichfalls als Horizontal-Sonnenuhr, der Sockel und die Vorder- und Rückseite sind reich floral graviert, die eingesetzten Seitenteile zeigen zusätzlich noch einen Auerhahn und einen Pfau. Die Ecken werden von vier toskanischen Ecken gebildet. Darüber befindet sich ein zweistöckiger Aufbau mit der Glocke für das Schlagwerk. Die Terrasse wird von einem durchbrochenen Geländer umrahmt. In den Ecken stehen obeliskenförmige Pfeiler. Das Dach des tempelartigen Aufbaues bekrönt ein Soldat der Schweizer Garde.

 

Zifferblatt:

Silber-Zifferblatt mit vergoldeten Zeigern, schwarze, römische Stundenzahlen, Minutenskala mit arabischen Zahlen. Im Zentrum Stellscheibe für den Wecker.

 

Werk:

Rahmenwerk aus Messing, zwei Federhäuser, Spindelhemmung mit Vorderpendel, Aufhängung über Regulierblatt in der Länge verstellbar. Weckwerk später entfernt. Aufzug von der Rückseite.

 

Maße:

Höhe 22 cm, Breite/Uhr 9 cm, Tiefe/Uhr 5,5 cm, Sockel 15,5 x 11,5 cm  

186

Sinkballuhr

Sinkballuhr der Firma Thwaites und Reed (angesehene Uhrmacher aus London)

Zu den Meisterstücken der Firma zählt zum Beispiel die Turmuhr der Kathedrale von York in England und die Uhr im Smithsonion Institut in Washington. Das Präzisionlaufwerk hat eine Laufdauer von 7 Tagen.

Die Uhr wurde in einer kleinen Auflage zum 400sten Jahrestag der historischen Weltumsegelung von Sir Francis Drake 1980 erstellt. Nur durch einen persönlichen Auftrag bis 10.11.1980 war diese Uhr erhältlich.

Gravuren auf der Uhr zeigen die Rute der Weltumsegelung, auf der Rückwand sind Motive eingeätzt, zum Beispiel das Porträt des Seefahrers, ebenso die Golden Hind, Navizirkel, Delphine, Früchte, Wappen und vieles mehr, der damaligen Zeit.

Die Fotos zeigen das Innenleben der Uhr, durch Eigengewicht rollt ein Band ab, dass nach Ablauf durch anheben der Uhr, wieder aufrollt. Ein Zahlenring um die Uhr wird im Umlauf angetrieben, ablesbar an einer Lilie in Sterlingsilber.

Maße:

Höhe der Rückwand 78cm,

Durchmesser der Kugeluhr 13cm. 

191

Miniatur-Monstranzuhr Wien ca. 1800

 

Eine Zusammenfassung der Beschreibung dieser „Monstranz-Uhr“.  Solche Uhren haben ihre Bezeichnung nach ihrer Form erhalten. Sie sind nachweisbar in der Zeit von 1550 bis 1620 und dann wieder ca. 1800 hergestellt worden. Meist handelt es sich um Uhren (Halsuhren, Kutschenuhren oder auch Spindeluhren), die in vorhandene Gehäuse eingebaut wurden oder deren Gehäuse  durch Goldschmiede dafür hergestellt wurden. Es gibt zahlreiche Hinweise und Bilder in Büchern und Katalogen. Dabei kann man feststellen, dass nur eine kleine Zahl von Uhren die Zeit überdauerten  und diese dann immer wieder gezeigt und beschrieben werden.  Die  Herstellungs-Zentren dieser Uhrentypen befanden sich in Augsburg und in Wien. Lange Zeit war solch eine Uhr auch Teil der Meisterprüfung.

Maße:

Die Maße dieses Gehäuses sind wie folgt: 

Höhe: 12cm - Durchmesser  3,2cm

Gehäuse:

Das Gehäuse besitzt einen Halbkugelfömigen Sockel, der auf drei Füßen steht, die wiederumSchildkröten nachgebildet sind. Der Stiel verjüngt sich nach oben hin und bildet eine Frau mit zwei Babies, deren Rock wird verziert mit emailierten Renaissancemotiven. Die Monstranzkugel wird aus zwei Halbkugeln gebildet, in deren Unterteil das Uhrwerk sitzt. Auf dem Oberteil steht als Abschluss ein geflügelter Putto.

Die Messingfassung ist mit Blumengebinden verziert, die eingefasst sind mit C-förmigen Rahmenelementen. Solche Muster waren die mit Abstand beliebtesten zu dieser Zeit. Vermutlich ist die Uhr in Wien hergestellt worden.

Zifferblatt:

Das weiß emaillierte Zifferblatt ist so gestaltet, wie es üblich war: in arabischen Zahlen von 1 bis 12 die Stundenanzeige. Mittig ist eine mehrfarbige Schäferszene zu sehen. Der Aufzug erfolgt durch das Loch bei der Sechs mittels Schlüssel.

Werk:

Das Werk ist ein einfaches Spindlwerk mit Feder, Kette und Schnecke ohne Signatur.

184

Monstranzuhr Süddeutsch ca. 1586

 

Eine Zusammenfassung der Beschreibung dieser „Monstranz-Uhr“ oder auch „Spiegel-Uhr“.  Solche Uhren haben ihre Bezeichnung nach ihrer Form erhalten. Sie sind nachweisbar in der Zeit von 1550 bis 1620 hergestellt worden. Meist handelt es sich um Uhren (Halsuhren oder auch Kutschenuhren), die in vorhandene Gehäuse eingebaut wurden oder deren Gehäuse  durch Goldschmiede dafür hergestellt wurden. Es gibt zahlreiche Hinweise und Bilder in Büchern und Katalogen. Dabei kann man feststellen, dass nur eine kleine Zahl von Uhren die Zeit überdauerten  und diese dann immer wieder gezeigt und beschrieben werden.  Die  Herstellungs-Zentren dieser Uhrentypen befanden sich in Augsburg und in Wien. Lange Zeit war solch eine Uhr auch Teil der Meisterprüfung.

Der Fuß und der Sockel dieser Uhren scheinen  immer wieder in ähnlicher Form gefertigt worden zu sein. Etwas variabel sind die Ausführungen der Füße. Es wurden wie bei dieser Uhr Engelsköpfe, zum Teil Löwentatzen oder auch gedrückte Zierelemente verwendet.

Die Uhren sind dann doch sehr unterschiedlich. Manche zeigen die  ganze Bandbreite der astrologischen und astronomischen Anzeigen, andere haben Wecker und Selbstschlag, wieder andere sind mit Astrolabien ausgestattet.

Diese Uhr ist vergleichbar mit Exemplaren aus dem Britischen Museum. Losgelöst vom Fuß und Sockel könnte sie fast eine große  Halsuhr oder eine mittelgroße Kutschenuhr  repräsentieren.  

Maße:

Die Maße des Gehäuses sind wie folgt:  Durchmesser  97,5 mm -  Dicke 49 mm.

Gehäuse:

Die äußere Silbereinfassung ist mit durchbrochenem Rankenwerk verziert, oben ist eine silberne Dame mit wehendem Kleid angebracht, der bronzene, gegossene und zieselierte Rückdeckel zeigt eine Vase. Aus dieser bildet sich ein Baummuster mit Blättern und Blüten. Solche Muster waren die mit Abstand beliebtesten zu dieser Zeit. Viele erhaltene Uhren sind in der Form verziert. Der vordere Deckel verfügt über ein dickes Kristallglas und so kann die Zeit und die Weckzeit für den Alarm immer direkt abgelesen werden.  Unterhalb des Deckelverschlusses ist die Jahreszahl „1586“ eingraviert. Vermutlich ist die Uhr in diesem Jahr hergestellt worden.

Zifferblatt:

Das vergoldete Zifferblatt ist so gestaltet, wie es üblich war: in römischen Zahlen von I bis XII  und in arabischen Zahlen von 13 bis 24 die Stundenanzeige. Außen sind noch die Tastknöpfe für die Nachtstunden angebracht. Der Stahlzeiger weist mit dem langen Ende auf die Stunden und mit dem kurzen Ende auf die Alarmzeit hin. Diese ist einstellbar mit der zentralen Silberscheibe, die mittig eine verzierte Rosette und außen die Weckzeiten von I bis XII zeigt. Der Deckel und das Werk mit dem Zifferblatt sind mit einem siebenteiligen Scharnier bei der Zwölf mit dem Gehäuse verbunden. In der  Gehäuseschale ist die Glocke verschraubt.

Werk:

Das Werk besitzt Messingplatinen, alle Zahnräder sind aus Eisen. Die Federn für das Gehwerk, das Stunden-Selbstschlagwerk und das Weckwerk sind nicht in Federhäusern untergebracht, sondern nur in  schmalen Eisenpfeilern fixiert. Die Regulierung des Gangwerkes erfolgt zum Einen über das Stackfreed (anstelle der Schnecke) und zum Anderen über eine Schweinsborstenregulierung. Diese Regulierung besitzt einen Hebel, der wiederum mit einer Stellscheibe bewegt wird. Die ursprüngliche Unrast ist aus Eisen und besitzt zwei Schenkel, fixiert  ist sie mit einem sehr frühen S-förmigen Kloben. Etwas verborgen liegt die Schlossscheibe für das Schlagwerk, welches die Stunden von 1-12 schlägt. Eine schmale, verzierte Hand weist auf die zuletzt geschlagene Stunde. Die kleine Signatur „D S“ kann nicht eindeutig  zugeordnet werden. Allerdings gibt es weitere Uhren (z.B. in der John Gersham Parkington Memorial Collection in England) mit dieser Signatur und es wird vermutet, dass der Uhrmacher  ein gewisser Daniel Scheyrer, Scheurer, Scherrer aus Steyr oder Wien war, wie es Peter auch bereits weiter oben schrieb.

Diese Uhr läuft und schlägt und weckt nach Bedarf. Sie stammt aus einer bedeutenden Sammlung des inzwischen verstorbenen Sammlers H.M. Vehmeyer.

Literatur:

Dieser Sammler hat eine umfangreiche Dokumentation seiner Familiensammlung in Buchform herausgegeben: Clocks - Their origin and  development 1320 – 1880. In diesem 2-bändigen Werk ist diese Uhr auf mehreren Seiten beschrieben und abgebildet.

199

Horizontaluhr von Johann Wüsthof(f)

Hall, Württemberg tätig um 1650                                                                                                                  Uhrmacher, Kupferstecher und Graveur

Gehäuse:                                                                                                    rundes Messinggehäuse mit Resten von Vergoldung, Wandung fein graviert mit Ornamentband mit Rankenwerk, Fleur-de-Lis und reliefierten Löwen-Masquerons, stilistisch der Renaissance verhaftete Tischuhr, abklappbarer Standring mit eingebauter Glocke, auf vier Füßen, verziert mit Akanthusblättern und Fleur-de-Lis sowie reliefierten Löwen-Masquerons,

Zifferblatt:                                                                                                   verziert mit denselben Motiven, mit römischen Ziffern, ein großer Stundenzeiger, dezentral kleine Anzeige mit römischen Viertelstunden und kleinem Minutenzeiger

Werk:                                                                                                        Platine mit Resten von Vergoldung, verziert mit aufgelegtem, durchbrochen und graviert gearbeitetem Blumen- und Rankenwerk, Unruhkloben durchbrochen und graviert mit Blumen- und Rankenwerk, eine Feder für den Stundenschlag, eine weitere für den Viertelschlag, jeweils mit einem floral verzierten Hammer, Schlossscheiben-Schlagwerk für die vollen Stunden, mit Inschrift "Die Stunden man hier merken mag", Schlagwerk für die Viertelstunden mit Inschrift "Hier zeiget es Den fiertel Schlag", Spindelwerk läuft über Kette und Schnecke, Uhrmachergravur und Ortsangabe "Johann  Wüsthof  Hall"

Maße:                                                                                                        Höhe 12 cm, Durchmesser von den Füßen aus 15 cm.

Museale, einzeigrige, dosenförmige Renaissance Reiseuhr mit aufgesetztem Weckerwerk und offener Glocke.

München ca. 1545

Nur sehr wenige dieser frühesten tragbaren Uhren existieren heute noch.


Gehäuse:

Bronze, feuervergoldet, graviert, zweiteilig.

Ziffblatt:

Bronze, feuervergoldet, Ziffernring mit eingelegten radialen röm. Stunden I-XII und arabischen Stunden 13-24, sowie sowie Tastknöpfen zur Nachtablesung, zentrale gravierte Windrose und Sonnenstrahlenmotiv, fein geschnittener Eisenzeiger.

Werk:

Eisen, monogrammiert "PP", Darmsaite/Schnecke, Spindelhemmung, zweiarmige Eisenradunrast ohne Unruhspirale, Schweinsborstenregulierung.

Die Uhr besteht aus einer Dosenuhr und aus einem aufgesteckten, trommelförmigen Weckerwerk. Die Wandungen sind dekoriert mit floralen Ranken, Blüten und Blumen. Das in der oberen Trommel befindliche und auf das untere Gehäuse aufgesteckte Weckerwerk aus Eisen besitzt an der Unterseite einen eigenen Federaufzug, ein Zwischenrad und eine Spindel, die durch Eingriff in ein kleines Spindelrad jeweils die Ausschläge des horizontal unter der Glocke befindlichen und an ihren unteren Rand anschlagenden Hammers in rascher Abfolge freigeben oder blockieren. Die Auslösung dieses Mechanismus erfolgt durch einen vertikal nach unten aus der Werksplatine herausragenden Eisenstift oder Dorn, der vom sich drehenden Stundenzeiger des unteren Werkes mitgenommen wird und in weiterer Folge die Arretierung des Weckerwerkes freigibt.

Das Nationalmuseum in Kopenhagen besitzt eine vergleichbare Uhr mit der Marke "M", darunter drei Punkte und ein Winkel. Ein weiteres Exemplar mit Eisenwerk (ohne Wecker), circa 1550, signiert "M", wahrscheinlich Augsburg, befindet sich als Nachlass des W. K. Edey (1937-1999) in der Frick Collection, New York ("The Art of Timekeeper: Masterpieces from The Winthrop Edey Bequest ", 14.11.01-24.02.02).
Die gleiche Marke befindet sich auch an einer Tischuhr in Straßburger Privatbesitz, sie ist mit 1621 datiert. Es wurden also trommelförmige Uhren noch Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut. Eine hinsichtlich Gehäusedekor und Werksaufbau (d. h. ausgestattet mit unterer Platten- und oberer Ringplatine), fast identische Dosen-Federzuguhr (aber ohne oben aufgesetztes Weckerwerk) befindet sich in der Sammlung Graf Carlo Lamberti, Rom (Raccolta d'Arte della Fondazione Lamberti, Roma).

In Jürgen Abelers "Meister der Uhrmacherkunst" wird der Uhrmacher und Büchsenmacher Peter Pech im Münchner Schmiederegister zwischen 1541-1550 erwähnt.

Ausführliche Beschreibung in Stories "Peter Pech"

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