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Halsuhren

​109

Einzeigrige Halsuhr mit Selbstschlag
MB (wohl Matthäus Buschmann ?), Augsburg ca. 1590

Gehäuse:
Achteckiges Gehäuse aus feuervergoldeter Messinglegierung mit bandförmigem Rand, welcher mit gesägten, symmetrisch angeordneten Ornamenten verziert ist. Die Gehäuse-Rückseite weist gesägte Renaissance-Ornamenten auf. Als Schutzglas für den Deckel dient ein großer Bergkristall. Im Gehäuseboden ist die Bronzeglocke für den Selbstschlag verschraubt. Flacher Pendant aus einem Stück Messing herausgearbeitet.
Zifferblatt:
verstiftetes,  silbernes Zifferblatt, gravierter Ziffernring
mit schwarz eingelegten, römischen Stundenangaben (1 – 12) und Halbstundenmarkierungen als Pfeil, innerhalb dieser Skala eine zweite Stundenskala mit deutschen Zahlen (13 – 24) sowie mittig in Email gemalte  florale Schmuckelemente und ein sitzender Greifvogel. Goldener, massiver Zeiger in Pfeilform. Oberhalb des Zifferblattes die Gravur einer Krone, unterhalb eine Besitzergravur JOANNES.
Werk:
feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing mit Pilasterpfeilern, floral gestalteter Spindelkloben mit relativ breitem Fuß und gebläuter Schraube.  Antrieb über Federhaus, Kette (ehem. Darmsaite) und Schnecke, Spindelhemmung, graviertes Federhaus für den Selbstschlag, Schlagwerkschutz graviert und durchbrochen in Form eines Delfins, Werk im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt.
Signatur MB.
Maße:
Höhe 63 mm (ohne Pendant 50 mm), Breite 48 mm,  Dicke 30 mm
Literatur:
Antiqourum 23.05.1988 S.53

112  

Ovale Halsuhr mit Wecker, Sonnenuhr und Stackfreed
wohl Süddeutschland um 1590
Gehäuse:
 

aus feuervergoldeter Bronze, der 21 mm hohe bandförmiger Rand nimmt das Werk und die Weckerglocke auf. Er ist verziert mit Rankenwerk und schmückenden Blumenmotiven. Das gesamte Gehäuse ist durchbrochen gearbeitet. Die Rückseite zeigt eine mythologische Szene: unter einem Baldachin steht Argonaut Jason mit dem Goldenen Vlies umgeben von typischem Renaissance-Rankenwerk sowie zwei Windhunden. Den Deckel zieren florale und figürliche Motive: unten sieht man zwei Posaune blasende Engel, darüber jeweils Affen, dann folgen Delphine im Stil der Renaissance, den Abschluss bildet oben ein Engel, der die Arme ausbreitet. Zentral ist ein weiterer kleiner Deckel, ebenfalls durchbrochen gearbeitet, angebracht. Geöffnet sieht man eine Horizontal-Sonnenuhr mit Kompass. Am Deckel ist ein Faden als Schattenwerfer befestigt. Der Kompass weist ein silbernes Blatt mit einer gravierten achtteiligen Windrose auf. Der kugelförmige Pendent ist aus einem Stück Messing herausgearbeitet.
Zifferblatt: 

aus feuervergoldetem Messing weist zwei Stundenskalen für I bis XII Uhr und 13 bis 24 Uhr auf. Die Umrandung ist graviert mit Rehen und geflügelten Phantasiegestalten sowie floralen Motiven. Mittig ist die drehbare Weckerscheibe aus Silber angebracht. Der eiserne Stundenzeiger ist nicht verstiftet.
Werk:

ist ein Spindelwerk mit Wecker ohne Schnecke. Zum Ausgleich der Federkraft wird das Stackfreed genutzt. Der floral gestaltete Spindelkloben aus vergoldetem Messing ist mit einer Verstiftung befestigt. Die 2schenkelige Eisenunrast (ohne Spiralfeder) wird in der Bewegung begrenzt durch einen Regulierungshebel mit zwei Prellzapfen aus Schweinsborsten. (Bei etwa 50 % aller bekannten Halsuhren dieser Zeit kam die Löffelwaag (Foliot) zur Anwendung.) Darüber ist die Aufzugswelle mit 8-zahnigem Trieb angeordnet. Das Trieb greift in das Stackfreedrad ein und macht 3 ½ Drehungen bis die Begrenzung (stehengelassenes Material an der Zahnung) erreicht ist. Ein Überdrehen der Aufzugsfeder wird somit vermieden. Auf der Aufzugsfeder ist die Kurvenscheibe verschraubt. Die Kurvenscheibe hat hier die Form einer ausgeprägten Niere. (Siehe dazu ausf. Bericht Jahresschrift DGC 2003 von Heinrich Pavel ab S. 65) An der Kurvenscheibe liegt die Stackfreedfeder stramm an. Sie ist in einem starken C geformt und besitzt an der Spitze ein kleines Rad, um den Reibungsmoment beim Bremsvorgang gleichmäßig zu halten. Es gibt die Stackfreedfeder in allen erdenkbaren Formen, als C oder G oder S gebogen. Die Aufgabe des Stackfreed ist es, die Kraft der Aufzugsfeder während des gesamten Verlaufes zu vereinheitlichen, ohne den entsprechenden Platz im Werk zu beanspruchen, wie ihn die sonst übliche Schnecke erfordert.
Maße:
Höhe: incl. Pendent 80 mm - Gehäuse incl. Scharnier 69 mm, Breite: max. 61 mm,  Tiefe: 38 mm, silb. Weckerring: 29 mm, Gewicht: 251 g
Mit der eingeschlossenen Sonnenuhr war es möglich, bei einsprechenden Bedingungen, die mechanische Räderuhr zu regulieren und wieder korrekt zu stellen.

Zu berücksichtigen ist, dass Halsuhren in dieser Zeit oftmals tägliche Abweichungen von bis zu einer halben Stunde aufwiesen.verwendete Literatur:Abeler, Meister der Uhrmacherkunst     Meis, TaschenuhrenTait & Coole, Catalogue of Watches in the British Museum I    H. Pavel, DGC 2003   Otto Habiger, Alte Uhren 1/1991 S. 9ff      Maurice, Die Deutsche Räderuhr 

Ovale Halsuhr ca. 1590

1
Ovale einzeigrige Halsuhr
C. Mellin at London, ca. 1610

Gehäuse:
silbernes Gehäuse, teils feuervergoldet mit profilierten Rändern, silbernes Mittelteil mit Tierdarstellungen wie Jagdhunde, Hasen, Eichhörnchen und florale Motive, silberner Schutzdeckel innen floral verziert.
Zifferblatt:
aus vergoldetem Messing, ovale Grundplatte mit Rankenwerk, oben mit geflügelter Maske, unten Leda mit Schwan, im Zentrum Landschaftsgravur mit Stadtmotiv, schmaler, silberner Ziffernring mit gravierten, schwarz ausgelegten, römischen Stundenzahlen, Halbstundenzeichen und Skala für Viertelstunden, Eisenzeiger in Lilienform.
Werk:
feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing im Gehäuse mit Scharnier
bei der Zwölf befestigt, Pilasterpfeiler, Schnecke und Darmsaite, Spindelhemmung, 2-armige Stahlunrast, filigran gearbeitetes Gesperr und verstifteter Kloben, Signatur auf der freien Fläche:
C. Mellin at London
Maße:
Höhe 35 mm, Breite 48 mm,  Dicke 31 mm,   passendes Lederschutzgehäuse aus der Zeit.
Literatur:
UTO, Zürich 17.10.1977, Drout, Paris 3.12.1986,
Dr. Crott, Frankfurt 12.5.1990, Antiquorum, Genf 14.4.1998,
Sandberg-Collection, 31.3.2001

 

Diese frühen Spindeluhren aus der Zeit bis 1670 waren beim Bürgertum und im Adel reine Prestigeobjekte. Die täglichen Abweichungen im Gang betrugen bis zu 30 Minuten. Wegen der Art diese Stücke an einer Kordel um den Hals zu tragen, wurden sie auch Hals- oder Anhängeruhren genannt. Die äußere Form dieser Uhren war im gesamten europäischen Raum sehr ähnlich. Lediglich der Federkraftausgleich im Werk unterschied sich in den deutschen Uhren durch die Verwendung des Stackfreed anstelle der sonst  üblichen Schnecke.

Leda und der Schwan
Leda, die Gattin des Spartanerkönigs Tyndareos, badete im Fluß Eurotas, als Zeus in Gestalt eines Schwanes sich zu ihr gesellte und sie verführte. Aus dieser Verbindung stammen Polydeukes (Pollux), Castor und Helena. Letztere wurde der Sage nach aus einem blauen Ei ausgebrütet. Sie ging in die Geschichte ein als die schönste Frau der Welt und war Auslöser für den Spartanischen Krieg.

Halsuhr Mellin, London

172   Halsuhr mit Stunden-Selbstschlag und Stackfreed
wohl Süddeutschland um 1600
Gehäuse:  

feuervergoldete Bronze, bandförmiger Rand ist 15 mm hoch und nimmt das Werk und die Weckerglocke auf. Rand ist durchbrochen und zeigt Bandmotive, Gehäuse-Rückseite wie das gesamte Gehäuse und die Deckel durchbrochen gearbeitet. Typisches Renaissance-Rankenwerk mit floralen Motiven. Der Deckel weist florale Elemente und sonnenstrahlenförmige Motive auf. Der kugelförmige Pendent ist aus einem Stück Messing herausgearbeitet, darin befindet sich ein 20mm großer Tragering.
Zifferblatt:  

aus feuervergoldetem Messing weist es eine äußere Stundenskala für I bis XII Uhr und Halbstundenmarkierungen auf. Innen befindet sich die Skala von 13 bis 24 Uhr. Die Umrandung ist graviert mit Palmetten. Mittig ist eine Gravur der Sonnenstrahlen und es sind Symbole des Windes zu sehen. Der eiserne Stundenzeiger ist verstiftet. Ein Ring von Tastknöpfen bei den jeweiligen Stunden ermöglichen ein Ablesen der Zeit auch bei Dunkelheit. Der 12-Uhr-Knopf ist kegelförmig, alle weiteren sind kugelig.
Werk:

Spindelwerk mit Stundenschlagwerk ohne Schnecke. Zum Ausgleich der Federkraft wird das Stackfreed genutzt. Der Pfeiler-förmig gestaltete Spindelkloben aus Eisen ist mit einer Schraube befestigt. Die 2schenkelige Löffelwaag (ohne Spiralfeder) wird in der Bewegung begrenzt durch einen Regulierungshebel aus Eisen mit zwei Prellzapfen aus Schweinsborsten. (Bei etwa 50 % aller bekannten Halsuhren dieser Zeit kam die Löffelwaag (Foliot) zur Verwendung.)
Darüber ist die Aufzugswelle mit 8-zahnigem Trieb angeordnet. Das Trieb greift in das Stackfreedrad ein und macht 3 ½ Drehungen bis die Begrenzung (stehengelassenes Material an der Zahnung) erreicht ist. Ein Überdrehen der Aufzugsfeder wird so vermieden. Auf der Aufzugsfeder ist die Kurvenscheibe verschraubt. Die Kurvenscheibe hat hier die Form einer ausgeprägten Niere. An der Kurvenscheibe liegt die Stackfreedfeder stramm an. Sie ist in einem starken C geformt und besitzt an der Spitze ein kleines Rad, um den Reibungsmoment gleichmäßig zu halten beim Bremsvorgang. Es gibt die Stackfreedfeder in allen erdenkbaren Formen, als C oder G oder S gebogen. Die Aufgabe des Stackfreed ist es, die Kraft der Aufzugsfeder während des gesamten Verlaufes zu vereinheitlichen, ohne den entsprechenden Platz im Werk zu benötigen wie die sonst verwendete Schnecke. Daneben ist die Schloßscheibe für den Stundenschlag mit dem eingreifenden Stopphebel zu sehen. Die beiden glatten Federhäuser werden eingefaßt von zylindrigen Pfeilern
Maße:
Höhe: incl. Pendant  62 mm - Gehäuse incl. Scharnier 55 mm,

Breite: max. 55 mm,  Tiefe: 28 mm,
Gewicht: 152 g
verwendete Literatur:
Abeler, Meister der Uhrmacherkunst    

Meis, Taschenuhren
Tait & Coole, Catalogue of Watches in the British Museum I   

H. Pavel, DGC 2003   

Otto Habiger, Alte Uhren 1/1991 S. 9ff     

Maurice, Die Deutsche Räderuhr

172.jpg

128
Octagonale einzeigrige Halsuhr
Maurice Bernard a Paris, ca. 1610

Gehäuse:
silbernes Gehäuse, teils feuervergoldet mit profilierten Rändern, silbernes Mittelteil mit floralen Darstellungen, silberne Schutzdeckel beidseitig in achteckiger Grundform. Jeweils acht Flächen umranden ein zentrales octagonales Feld mit graviertem Hauptmotiv; vorn rettet Perseus die Andromeda vor dem Meeresungeheuer, der Rückdeckel zeigt Venus mit Cupid. Rechts und links sind beide Hauptfelder gerahmt von Eroten. Die oberen und unteren drei Felder zeigen jeweils Früchte und florale Elemente, die sich in gleicher Form auf dem Zifferblatt wiederholen.
Zifferblatt:
aus vergoldetem Messing, octagonale Grundplatte mit Früchten und Rankenwerk, oben mit geflügeltem Eroten, unten Früchtekorb mit Blattwerk, im Zentrum silberne Stundenscheibe mit gravierten, schwarz ausgelegten, römischen Stundenzahlen, mittig sind Erdbeermotive arabeskenartig graviert, Eisenzeiger in Lilienform, rechts und links der Silberscheibe befinden sich zwei kleine Schieber, um das Werk aus dem Gehäuse zu lösen.
Werk:
feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing im Gehäuse mit Schiebern
bei der DREI und NEUN befestigt, Pilasterpfeiler, Schnecke und Darmsaite, Spindelhemmung, 2-armige Stahlunrast, filigran gearbeitetes Gesperr und verstifteter Kloben, Signatur auf der freien Fläche:
M. Bernard a Paris
Maße:
Höhe 38 mm (ohne Pendant), Breite 30 mm,  Dicke 20 mm,  
Literatur:
Antiquorum in Love 16.11.1997 S. 28 Nr. 7
Antiquarian Horology Vol. 26 – Nr. 1 Seite 29+30


Maurice Bernard a Paris
Hofuhrmacher im Palais, hat geheiratet 1596 und wurde Juré im Jahre 1603, starb dann 1640.

Diese frühen Spindeluhren aus der Zeit bis 1670 waren beim Bürgertum und im Adel reine Prestigeobjekte. Die täglichen Abweichungen im Gang betrugen bis zu 30 Minuten. Wegen der Art, diese Stücke an einer Kordel um den Hals zu tragen, wurden sie auch Hals- oder Anhängeruhren genannt. Die äußere Form dieser Uhren war im gesamten europäischen Raum sehr ähnlich. Lediglich der Federkraftausgleich im Werk unterschied sich in den deutschen Uhren durch die Verwendung des Stackfreed anstelle der sonst  üblichen Schnecke.

Halsuhr Paris oktagonal

196   

Ovale Halsuhr mit Stunden-Selbstschlag und Stackfreed
wohl Süddeutschland um 1600
Gehäuse:  

feuervergoldete Bronze, bandförmiger Rand ist 15 mm hoch und nimmt das Werk und die Weckerglocke auf. Rand ist durchbrochen und zeigt Säulenmotive, Gehäuse-Rückseite wie das gesamte Gehäuse und die Deckel durchbrochen gearbeitet. Typisches Renaissance-Rankenwerk mit floralen Motiven. Der Deckel weist florale Elemente und sonnenstrahlenförmige Motive auf. Der kugelförmige Pendent ist aus einem Stück Messing herausgearbeitet, darin befindet sich ein 20mm großer Tragering.
Zifferblatt:  

aus feuervergoldetem Messing weist es eine silberne Stundenskala für I bis XII Uhr und Halbstundenmarkierungen auf. Die Umrandung ist graviert mit Palmetten. Mittig ist eine Gravur eines geflügelten Engelskopfes und Symbole des Windes zu sehen. Der eiserne Stundenzeiger ist verstiftet.
Werk:

Spindelwerk mit Stundenschlagwerk ohne Schnecke. Zum Ausgleich der Federkraft wird das Stackfreed genutzt. Der S-förmig gestaltete Spindelkloben aus Eisen ist mit einer Schraube befestigt. Die 2schenkelige Löffelwaag (ohne Spiralfeder) wird in der Bewegung begrenzt durch einen Regulierungshebel aus Eisen mit zwei Prellzapfen aus Schweinsborsten. (Bei etwa 50 % aller bekannten Halsuhren dieser Zeit kam die Löffelwaag (Foliot) zur Verwendung.)
Darüber ist die Aufzugswelle mit 10zahnigem Trieb angeordnet. Das Trieb greift in das Stackfreedrad ein und macht 3 ½ Drehungen bis die Begrenzung (stehengelassenes Material an der Zahnung) erreicht ist. Ein Überdrehen der Aufzugsfeder wird so vermieden. Auf der Aufzugsfeder ist die Kurvenscheibe verschraubt. Die Kurvenscheibe hat hier die Form einer ausgeprägten Niere. (Siehe dazu ausf. Bericht Jahresschrift DGC 2003 von Heinrich Pavel ab S. 65) An der Kurvenscheibe liegt die Stackfreedfeder stramm an. Sie ist in einem starken C geformt und besitzt an der Spitze ein kleines Rad, um den Reibungsmoment gleichmäßig zu halten beim Bremsvorgang. Es gibt die Stackfreedfeder in allen erdenkbaren Formen, als C oder G oder S gebogen. Die Aufgabe des Stackfreed ist es, die Kraft der Aufzugsfeder während des gesamten Verlaufes zu vereinheitlichen, ohne den entsprechenden Platz im Werk zu benötigen wie die sonst verwendete Schnecke. Daneben ist die silberne Schloßscheibe für denStundenschlag mit dem eingreifenden Stopphebel zu sehen. Die beiden mit Gravuren versehenen Federhäuser werden eingefaßt von zylindrigen Pfeilern
Maße:
Höhe: incl. Pendent 88 mm - Gehäuse incl. Scharnier 58 mm,

Breite: max. 49 mm,  Tiefe: 30 mm,
Gewicht: 190 g
verwendete Literatur:
Abeler, Meister der Uhrmacherkunst    

Meis, Taschenuhren
Tait & Coole, Catalogue of Watches in the British Museum I   

H. Pavel, DGC 2003   

Otto Habiger, Alte Uhren 1/1991 S. 9ff     

Maurice, Die Deutsche Räderuhr

134
Ovale einzeigrige puritanische Halsuhr
Thomas K(??)ye London, ca. 1640

Gehäuse:
Glattes, vergoldetes Messinggehäuse in flachgedrückter ovaler Eiform mit 7-teiligem Scharnier bei der Zwölf, kugelförmigem Pendant mit Ring
Zifferblatt:
aus glattem Silber, ovale Grundplatte im Zentrum Ziffernring mit flach gravierten, schwarz ausgelegten, römischen Stundenzahlen, Halbstundenzeichen und Skala für Viertelstunden, gebläuter Eisenzeiger in Lilienform.
Werk:
feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing im Gehäuse mit Scharnier
bei der Zwölf befestigt, Pilasterpfeiler, Schnecke und Darmsaite, Spindelhemmung, 2-armige Messingunrast, filigran gearbeitetes Gesperr und verstifteter Kloben (identisch mit N.VALLIN), Signatur auf der freien Fläche:
Thomas K(??)ye fecit
Maße:
Höhe 62 mm (ohne Pendant 52 mm), Breite 43 mm,  Dicke 29 mm,  
Literatur:
Sandberg-Collection, 31.3.2001
C. Cardinale; Die Zeit an der Kette
Dr. Crott, 24.11.2007 Nr. 429
Callwey-Preisführer, Nr. 357


Puritanische Uhren (1640-1660)
Im Gegensatz zu den reichverzierten Formuhren kam in England gegen 1640 ein schlichter Uhrentyp auf, die „puritanische Uhr", die sich während des ganzen Cromwellschen Interregnums (1649-1660) besonderer Beliebtheit erfreute. Sie entsprach den Prinzipien der Nüchternheit und Strenge der Puritaner und spiegelte gleichzeitig die strengen Regeln wider, die Cromwell als Reaktion auf den Luxus der Stuarts durchgesetzt hatte. Das Hauptmerkmal der puritanischen Uhren ist ein völlig glattes, unverziertes Gehäuse aus poliertem Metall. Ihr Zifferblatt ist ebenfalls kaum verziert; der Stundenkreis ist manchmal unter einem runden Kristallglas sichtbar. Dieses wird von einer inneren, mit zwei Schrauben befestigten Montierung gehalten. Der Aufhängering passt leicht durch den kugelförmigen Bügel.
Zwei repräsentative Uhren dieses Typs werden im British Museum bewahrt. Beide tragen die Signatur von Robert Grinkin, einem Londoner Uhrmacher, der 1648 und 1654 Mitglied der Londoner Clockmakers' Company war. Die unverzierten Uhren sind aus vergoldetem Messing und oftmals besitzen sie  ein Schutzgehäuse aus Messing (Inv.-Nr. 1786, 9-26, l und 74, 7-18, 47).

Puritanische Halsuhr englisch

167

Halsuhr in Kreuzform

Mitteleuropäisch, ca. 1650 gefertigt,

 

Gehäuse:

dominierende Kreuzform, Gehäuse aus ajouriertem Schildpatt auf vergoldeter Bronze in Silberfassung zeigt Jagdszenen, Reiter, Jäger, Hunde, Wolf usw. Vorderer Deckel öffnet mit zwei Flügeln, Seiten ebenfalls Schildpatt á jour mit Rankenmotiv.

Zifferblatt:

Zifferblatt aus gravierter Bronze, Stundenanzeige in römischen Zahlen, nur Stundenzeiger

Werk:

Feuervergoldetes, flach graviertes Vollplatinenwerk aus Messing mit vier Pfeilern, im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt, floral gestalteter Spindelkloben aus vergoldetem Messing mit gebläuten Schrauben, eiserne Gesperrfeder.  Ersetzte Stahlunruh mit Spiralfeder , Antrieb über Federhaus und Schnecke, Spindelhemmung, einzelne Werksteile ersetzt.  

Maße:

Höhe 73 mm (58 mm ohne Pendant), Breite 51 mm,  Dicke 20 mm, in Form eines Kreuzes,

Literatur:

Kunstauktion Fischer, Luzern 18.11.1948 Nr. 27

Munson Williams Proctor Arts Institute Museum of Art, Utica/NY

Provenienz:

Uhrensammlung Ernst Sarasin-Vonder Mühll, Basel

Formuhren

Wie die Kleidung unterlagen auch die Uhren diversen Modeströmungen der Zeit. So kamen ab 1570 immer mehr Fantasieformen auf, unter denen die Kruzifixuhren einen häufigen Typus darstellten, der sich großer Beliebtheit erfreute. Es gab zahlreiche Kreuzformen wie z.B. das Malteserkreuz, das Doppelkreuz, das Kreuz mit abgerundeten Balken, das lateinisches Kreuz und andere mehr. Diese Uhren waren oft aus Bergkristall gefertigt. Einige dieser Uhren, deren Hersteller bekannte Namen aufweisen wie Jean Rousseau, Jean Vallier und Conrad Kreizer haben sich in Museen erhalten.

 

 

Halsuhr Kreuz

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Silberne Anhängeruhr mit Wecker
Nicolaus Rugendas, Augsburg, ca. 1650

Gehäuse: 
Die Machart des Repercé-Silbergehäuses ist schon seit 1580 bekannt. Diese durchbrochenen Gehäuse waren bei Uhren mit Weckern oder Selbstschlagwerken, später ebenso für Repetitionen, erforderlich, damit der Schall der Glocke nach außen dringen konnte. Gehäuserückseite dekoriert mit Erdbeerblüten und –früchten, im Zentrum Rosette aus Blütenblättern. Eine Blüte ist versehen mit einer extrem kleinen (2 mm) handgestichelten Zahl: 1594. Bügelknopf (Pendant) in Form einer aufgehenden Knospe. Die Lünette, das Werk und das Gehäuse sind mit einem siebenteiligen Scharnier miteinander verbunden. Der Deckelrand trägt kordelartige Verzierungen. Die Lünette ist in Höhe des Scharniers mit  hundeartigen Tieren geschmückt, die für den Betrachter auf dem Kopf stehen. Daher ist zweifelsfrei erwiesen, dass diese Uhr als Anhängeruhr konzipiert ist. Nur so lassen sich die Gravuren erklären.
Zifferblatt:
silbernes Champlévé-Zifferblatt mit einem Durchmesser von
37 mm und einer Stärke von 1,5 mm. Der äußere Ring weist mit römischen Ziffern die Stunden. Im Zentrum Weckerscheibe ( Durchmesser 18 mm ) mit gegen den Uhrzeigersinn laufenden arabischen Zahlen. Der mit der Scheibe an der 12 befestigte Zeiger weist die Stunden, der kleine auf dem zentralen Vierkant sitzende, gebläute Stahlzeiger weist die Weckzeit.
Werk:
hohes, feuervergoldetes Werk mit runden Pfeilern, Spindelhemmung mit Löffelunrast über Schnecke (5,5 Umgänge) und Kette ohne Spiralfeder, Schweinsborstenabfederung, Einstellung der Zugfedervorspannung zum Regulieren der Uhr durch Wurmschraube, Spindelhemmung, Werk im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt,
Signatur: Nicolaus Rugendas à Aug (sburg).
Maße:
Höhe mit Pendant 58 mm - ohne 48 mm- Dicke 27 mm

Literatur: 
Abeler, Meister der Uhrmacherkunst S. 526,
Museum Würzburg, Taschenuhren aus 4 Jahrhunderten S. 48,
Daniels, Taschenuhren  Abb. 89

Halsuhr Foliot Rugendas

5
Miniatur-Halsuhr
Isác Maittard, Angers/Frankreich ca. 1650

Gehäuse:
silbernes Bassingehäuse mit innen liegendem Scharnier und doppeltem Mantel, durch das Netz von aufgelegten, silbernen Blattranken schimmert die feuervergoldete Messingeinlage. Geteilter Glasring, kleiner kugelförmiger Pendant mit losem Ring.
Zifferblatt:
Messingzifferblatt mit geglättetem Gold überzogen, radial gesetzte, schwarz eingelegte, römischen Ziffern, Halbstundenmarkierungen in Lilienform, im Zentrum Gravur mit floralem Muster, gebläuter Stundenzeiger.
Werk:
Vollplatinenwerk mit Federhaus, Darmsaite, Schnecke und Spindel, zweischenkelige Stahlunrast ohne Feder, geschraubter, durchbrochener goldener Unruhkloben, Wurmschraube für die Federvorspannung, silberne Regulierscheibe (1-4), Werk im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt,
signiert auf der hinteren Platine mit Isác Maittard Angers.
Maße:
Höhe gesamt 36 mm - ohne Pendant 27 mm-, Breite 27 mm, Dicke 16 mm, Werkdurchmesser 23 mm, lichte Höhe zwischen den Platinen 5,5 mm.
Literatur:
Antiquorum Sandberg-Kollektion, Genf 2001 S. 334
Die wohl kleinste silberne Halsuhr aus der Zeit um 1650.

Halsuhr Miniatur Frankreich

220

Ovale einzeigrige Halsuhr

Berger a Lyon, ca. 1630

 

Gehäuse:

silbernes Gehäuse, teils feuervergoldet mit profilierten Rändern, silberner umlaufender Rand mit sieben unterschiedlichen Vogeldarstellungen, silberne Schutzdeckel an der Vorder- und Rückseite. Beide Seiten zeigen König Salomo auf dessen sagenhaftem Thron in unterschiedlichen Gravur-Szenen. Pendant in Form einer Tulpenblüte.

Zifferblatt:

aus silberner, gravierter Platte mit zentralem Stundenring, ovale Grundplatte mit Rankenwerk, oben mit geflügelter Maske, unten ein Maskaron, im Zentrum Gravur mit Motiv des „Moses und der brennende Dornbusch“, schmaler, vergoldeter Ziffernring mit gravierten, schwarz ausgelegten, römischen Stundenzahlen, Halbstundenzeichen in Sternform, Eisenzeiger in Lilienform.

Werk:

feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing unbefestigt im Gehäuse, Pilasterpfeiler, Schnecke und Darmsaite, Spindelhemmung, 2-armige Stahlunrast, filigran gearbeitetes Gesperr und verstifteter Kloben, Signatur auf der freien Fläche:

Berger a Lyon

Maße:

Höhe  70 mm, (50 mm ohne Pendant) Breite 37 mm,  Dicke 25 mm,

 

Diese frühen Spindeluhren aus der Zeit bis 1670 waren beim Bürgertum und im Adel reine Prestigeobjekte. Die täglichen Abweichungen im Gang betrugen bis zu 30 Minuten. Wegen der Art diese Stücke an einer Kordel um den Hals zu tragen, wurden sie auch Hals- oder Anhängeruhren genannt. Die äußere Form dieser Uhren war im gesamten europäischen Raum sehr ähnlich. Lediglich der Federkraftausgleich im Werk unterschied sich in den deutschen Uhren durch die Verwendung des Stackfreed anstelle der sonst  üblichen Schnecke.

Berger 2-tile.jpg

2
Einzeigrige Halsuhr mit Stackfreed
Conrad Kreitzerer, ca. 1610

Gehäuse:
aus feuervergoldeter Bronze mit bandförmigem Rand 9,5 mm hoch, Gehäuse-Rückseite und durchbrochenem Deckel mit 3-teiligem Scharnier oben befestigt. Pendant aus einem Stück Messing herausgearbeitet. Deckel und Rückdeckel weisen bogenartige Elemente und florale Gravuren auf. Der Vorderdeckel ist durchbrochen, um die Sicht auf die Ziffern zu ermöglichen. Der Rand zeigt gebänderte Kreuze mit dazwischen angeordneten Bogenmotiven. Die Innenseiten der Deckel und des Randes sind glatt.
Zifferblatt:
verstiftetetes, feuervergoldetes Bronze-Zifferblatt, silberner Ziffernring mit schwarz eingelegten, römischen Stundenangaben und Halbstundenstrichen, Goldzeiger in Lilienform.
Werk:
feuervergoldetes Vollplatinenwerk aus Messing mit Pilasterpfeilern, floral gestalteter Spindelkloben mit gebläuter Schraube.  Die zweischenkelige Eisenunrast (ohne Spiralfeder) ist in der Bewegung begrenzt durch den Regulierungswinkel mit Prellzapfen. Die Aufzugswelle besitzt einen achtzahnigen Trieb. Die Stackfreed-Feder hat die Form eines G und besitzt an der Spitze ein kleines Rad, um den Reibungsmoment beim Bremsvorgang gleichmäßig zu halten und liegt an der gravierten, nierenförmigen Kurvenscheibe eng an. Spindelhemmung, Werk im Gehäuse mit Schrauben befestigt,
Signatur Conrad Kreitzerer.
Maße:
Höhe 62 mm, Breite 45 mm,  Dicke 31 mm,
in Form eines angedeuteten Kreuzes.

 

Stackfreed
Das Stackfreed (Federbremse) dient zum Ausgleich der wechselnden Federspannung, um die Ganggenauigkeit der Uhr zu verbessern. Weder das Ursprungsland noch der Erfinder dieses Systems sind bekannt. Uhren mit Stackfreed wurden im süddeutschen Raum um 1600 gefertigt.

Halsuhr mit Stackfreed
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